Wozu benötigen wir eine Stadtgeschichte?
Wissenschaftler der Universität Bamberg und der Nachbarhochschulen, der hiesigen Archive und Bibliotheken, von Behörden, des Historischen Vereins und private Forscher befassen sich seit vielen Jahren intensiv mit der reichen Geschichte dieser Stadt und ihres näheren und weiteren Umlands. Ihre Forschungsergebnisse beleuchten zahlreiche Facetten und Aspekte, die viele Fragen der Entwicklung beantworten und doch auch gleichzeitig wieder neue aufwerfen. Dabei kann man aber die Feststellung machen, dass die behandelten Themenbereiche kaum miteinander koordiniert sind und daher kaum ein mehr oder weniger geschlossenes Bild ergeben. Dabei sind bestimmte Epochen oder Fachgebiete sehr gut erforscht, über andere bestehen aber kaum Kenntnisse.
Andererseits liegen in den Archiven umfangreiche aussagekräftige Quellen, die bisher erst zum Teil gehoben und ausgewertet sind, und auch scheinbar längst bekannte Quellen offenbaren immer wieder überraschende Einsichten, wenn man mit neuen Fragen und Methoden an sie herantritt. Damit müssen auch immer wieder manche angeblich sicheren Erkenntnisse hinterfragt und neu beantwortet werden.
Viele der bislang erzielten Forschungsergebnisse bleiben jedoch trotzdem ungenutzt und zum Teil sogar unbekannt, weil die mühsam gewonnenen Erkenntnisse verstreut und oft an unzugänglicher Stelle veröffentlicht oder nicht zu einer Gesamtsicht der Entwicklung zusammengeführt wurden. Damit können sie auch keinen Einfluss auf das Bild nehmen, das sich Öffentlichkeit und Politik heute von der Bamberger Vergangenheit machen und das den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern der Weltkulturerbestadt vermittelt wird.
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Es ist das Anliegen des Projekts Stadtgeschichte, die vielen bislang gewonnenen Erkenntnisse der Geschichts-forschung, der Archäologie, der Bauforschung, der historischen Geographie, der Sozial-, Wirtschafts-, Kirchen-, Rechts- oder Kunstgeschichte mit neuen, gezielten Untersuchungen archivalischen Quellen-materials zu verbinden. Aus diesen Ergebnissen soll eine umfassende Darstellung der geschichtlichen Entwicklung Bambergs entstehen, die nicht nur alle Epochen der Bamberger Geschichte seit dem frühen Mittelalter abdeckt, sondern die uns auch Informationen liefert, deren Auswirkungen - oft im Gegensatz zu den von der Denkmalpflege erfassten Gebäuden - bis heute fortwirken.
Die Gesamtbetrachtung der Stadtgeschichte richtet sich an verschiedene Personengruppen. Zunächst bietet sie eine Übersicht über das Geschehen der vergangenen Jahrhunderte und wendet sich somit an die interessierte Öffentlichkeit. Deswegen wird besonderer Wert auch darauf gelegt, dass sie sich durch eine gute Lesbarkeit auszeichnet, um einen ansprechenden Zugang zur reichen Vergangenheit Bambergs zu ermöglichen. Sie soll aber durch Vertiefung einzelner Forschungsbereiche auch Grundlagen liefern, wie in früheren Zeiten auf Ereignisse reagiert wurde, so dass sie eine Art Leitfaden der Politik sein kann. Schließlich wendet sie sich an Wissenschaftler, die die mit neuen Methoden gefundenen und zugänglich gemachten Ergebnisse weiterverwenden und somit die Kenntnisse über Bamberg vertiefen und erweitern.
Zwischenergebnisse wurden bereits auf verschiedenen Kolloquien und in mehreren Sammelbänden vorgelegt.