Informationen zu früheren Ausstellungen
30. Januar 2010 - Wissenschaftliches Kolloquium
Werkstattgespräch "Stadtgeschichte Bamberg"
Programm:
Robert Zink
Begrüßung und Ziele
Johannes Staudenmaier
Rat und Räte der Stadt Bamberg vor dem Dreißigjährigen Krieg
Lina Hörl
Einschreib-Buch Darin all die Jenige Zufinden, welche das Bürgerrecht erkauft haben.
Die Bürgerbücher der Stadt Bamberg von 1625 bis 1819 - Ein Datenbankprojekt
Andrea Wittkampf-Renczes
Hexenverfolgungen in Stadt und Hochstift Bamberg. Zum Aufbau einer Datenbank
Mittagspause
Michaela Schmölz-Häberlein
Mikrohistorische Perspektiven jüdischen Lebens in Bamberg im 18. Jahrhundert
Gerald Vogt
Zur Sozialstruktur der Stadt Bamberg im 19. Jahrhundert anhand von Steuerbüchern
Wolfgang F. Reddig
Tradition und Wandel - Das bürgerliche Stiftungswesen der Stadt Bamberg im 19. Jahrhundert
Mark Häberlein
Zusammenfassung und Perspektiven
Veranstaltet von
Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Lehrstuhl für Neuere Geschichte
Prof. Dr. Mark Häberlein, Email
und
Stadtarchiv Bamberg
Dr. Robert Zink, Email
Das Werkstattgespräch fand in den Räumen des Stadtarchiv Bamberg statt.
Zur Veranstaltung können Sie hier die Informationsbroschüre als PDF herunterladen (230 kB).
4. August bis 23. Dezember 2008
"Wegen besonderer Verdienste... - Bambergs Ehrenbürger: Eine Dokumentation"
Das Ehrenbürgerrecht
Das "Bürgerrecht" war bis in das beginnende 20. Jahrhundert Voraussetzung zur Teilhabe am öffentlichen Leben der Städte und Märkte. Seine Verleihung unterlag der Genehmigung durch die Gemeinde, es setzte ausreichendes Vermögen, guten Leumund und Zahlung einer Gebühr, teilweise auch Zustimmung einer Zunft voraus.
Anders als die Rechte von "Inwohnern" oder "Schutzverwandten" bot das Bürgerrecht einen herausragenden Anteil am öffentlichen Leben einer Gemeinde: Es gewährte Teilhabe an den städtischen Privilegien (Handels-, Steuer- oder Gerichtsfreiheiten, aktives und passives Wahlrecht, "Heimat"), verpflichtete aber auch zur Teilhabe an gemeinsamen Lasten und Pflichten (Abgaben, Verteidigung, Katastrophenschutz).
Mit der Einführung einer Gemeindeordnung im Königreich Bayern wurde den Kommunen die Befugnis zugestanden, verdiente Personen mit dem "Ehrenbürgerrecht" auszeichnen zu dürfen; bis in das 20. Jahrhundert war es nur durch einen staatlichen Zustimmungsvorbehalt eingeschränkt.
Als reines Ehrenrecht - wie auch Straßenbenennungen, Ehrenzeichen u.ä. - entstanden den damit Ausgezeichneten daraus weder kommunale Vorrechte noch Pflichten, abgesehen von öffentlichen Ehrungen, Ehrengrab, Eintrag in das "Goldene Buch" u.ä.
Ehrenbürgerrechte stellen die höchste Stufe der Anerkennung von Verdiensten durch Kommunen dar und werden daher sehr behutsam vergeben. In nahezu 200 Jahren wurden in Bamberg und den ehemals selbstständigen Gemeinden nicht mehr als 34 Personen damit geehrt.
Weitere Formen der Anerkennung bürgerlicher Leistungen sind - spätestens seit 1946 - die Benennung von Straßen, der Vorschlag für staatliche Orden durch Kommunen oder die Verleihung von kommunalen Ehrenzeichen (Ring, Medaille).
Die Ausstellung ist in 5 Abteilungen unterteilt:
1818-1933, 1933-1945, 1945-2008, Eingemeindete Gemeinden, Medaillen und Ehrenring.
Zur Veranstaltung können Sie hier die Informationsbroschüre als PDF herunterladen (144 kB).
27. Mai bis 5. Juni 2008
Kolloquium-Reihe "Archiv und Forschung: Beiträge zur Geschichte von Bistum, Hochstift, Stadt und Universität Bamberg"
Programm:
Auftakt- und Einführungsveranstaltung
28. Mai 2008, 19 Uhr
Bamberg, An der Universität 7, Raum 107
Prof. Dr. Rainer Drewello, Vizepräsident (Forschung), Universität Bamberg
Dr. Bernhard Grau, Archivdirektor, Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, München
Beiträge zur Geschichte der Stadt Bamberg
Kolloquium, 28. Mai 2008, 10-17 Uhr;
Stadtarchiv Bamberg, Untere Sandstr. 30a, Seminarraum
Hier können Sie das Programm des Stadtarchivs Bamberg als PDF-Datei herunterladen (ca. 100 kB).
Stephanie Eißing: Archivalien des Stadtarchivs in der Bauforschung und Baugeschichte;
Franz Fichtl: Personenforschung am Beispiel des Gedenkbuches für die jüdischen Einwohner Bambergs;
Stephan Link: Geschichte vor der Haustüre - Schüler forschen in Archiven;
Reinhard Gutbier: Quellen zum Groß-Inventar "Bamberg" des Bay. Landesamtes für Denkmalpflege;
Stephan Link: Die Bamberger Träger des "Goldenen Parteiabzeichens" der NSDAP (1925-1955).
Beiträge zur Geschichte der Universität Bamberg
Kolloquium, 30. Mai 2008, 10-17 Uhr;
Universitätsarchiv Bamberg, An der Universität 7, Raum 105:
Bernhard Spörlein: Die ältere Universität Bamberg - eine Spurensuche in den Bamberger Archiven;
Kristina Wied: Die Nutzung von Archivmaterialien in der Kommunikationswissenschaft - das Beispiel UNIChron;
Brigitte van Tiggelen: Die Noddacks an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Bamberg - Forschungen über Ida Noddack;
Jochen Krenz: Katholische Theologie im Nationalsozialismus - Zur Geschichte der Bamberger (theologischen) Ausbildungsstätte. Beiträge zur Geschichte des Hochstifts Bamberg
Kolloquium, 3. Juni 2008, 10-17 Uhr
Staatsarchiv Bamberg, Hainstr. 39, Lesesaal
Mark Häberlein; Das Hochstift Bamberg in der Frühen Neuzeit: Forschungsstand und Forschungsarbeiten;
Andreas Schmidt; "Zeremonialquellen"? Herrschaftsrituale und deren Überlieferung für das Hochstift Bamberg im Spätmittelalter;
Kerstin Kech; Die Hoftagebücher des Hochstifts Bamberg. Einblicke in das Hofleben unter Adam Friedrich von Seinsheim und Franz Ludwig von Erthal:
Johannes Staudenmeier: Normgebung im Hochstift Bamberg - Policeyordnungen;
Britta Schneider: Wo der Getreidt-Mangel Tag für Tag grösser und bedenklicher werden will - Die Teuerung der Jahre 1770 bis 1772 im Hochstift Bamberg.
Beiträge zur Geschichte des Bistums Bamberg
Kolloquium, 5. Juni 2008, 10-17 Uhr
Archiv des Erzbistums Bamberg, Regensburger Ring 2, Lesesaal
Peter Bruns: Der Bamberger Geistliche Joseph Maria Schönfelder (1838-1913) und die Bamberger Orientalistik;
Elmar Kerner: Johann Grandinger (1869-1941), Pfarrer und liberaler Politiker;
Andreas Hölscher: Kirche und Nationalsozialismus am Beispiel Bamberg-Ost;
Josef Urban/Carolin Ott: Archivtektonik und Familienforschung.
13. Juni bis 21. Dezember 2007
"Sakralbauten in Bamberg"
Im Rahmen des Jubiläums "1000 Jahre Bistum Bamberg. Unterm Sternenmantel" zeigt das Stadtarchiv gemeinsam mit dem Archiv des Erzbistums Bamberg vom 13. Juni bis 21. Dezember 2007 eine Ausstellung über "Sakralbauten in Bamberg". Aus den reichhaltigen Beständen der beiden Archive sowie verschiedenen Leihgaben wurde eine umfassende Dokumentation zusammengestellt. Ausgehend von typischen Städtesilhouetten, die Bamberg unverwechselbar zeigen, über bekannte Gebäude wie Dom, Kloster Michelsberg oder die heutige Pfarrkirche St. Martin bis hin zu untergegangenenKirchen und Kapellen reichen die Darstellungen. Meist sind es unbekannte Grafiken, Fotos u.ä., die Bauformen im Laufe der Geschichte sichtbar machen. Auch auf die jüngsten Kirchenbauten und die Sakralräume der verschiedenen Konfessionen und Glaubensrichtungen wird in Bildern und Texten Bezug genommen. Die beiden Ausstellungsteile ergänzen sich gegenseitig.
Bamberg als "Sakrallandschaft"
Abbildungen mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Städte weisen vielfach Gemeinsamkeiten auf: Während die Masse der Wohnhäuser nur haufenweise und kaum unterscheidbar dargestellt ist, wird die Horizontale von Befestigungen und Stadtmauern bestimmt, die Vertikale dagegen ist von Türmen und Dachreitern gekennzeichnet. Neben den Mauern sind damit besonders die Kirchen und Kapellen in einer Form bezeichnet, die unverwechselbar für jede Stadt ist. Gleichzeitig deuten sie mit ihrer himmelweisenden Form den Weg zu Gott. Erst die Gegenwart hat diese Merkmale vielfach durch Hochhäuser und Bürotürme verändert. In Bamberg ist diese "Skyline" noch weitgehend ablesbar. Auf allen Stadtansichten des Spätmittelalters und der Neuzeit werden - bei allen Unterschieden der Perspektiven und der Staffage - Dom, Pfarrkirchen, Klöster und Kapellen unverwechselbar und oft sehr detailliert dargestellt und charakterisieren so die Stadt bis in die Gegenwart als "Sakrallandschaft".
Mittelalterliche Sakralbauten in Bamberg bis zur Gegenwart
Als Mittelpunkt eines Bistums verfügte die Residenzstadt Bamberg über zahlreiche kirchliche Gebäude unterschiedlicher Größe, Funktion und architektonischer Gestaltung. Im städtischen Leben bildeten diese Gebäude sehr stabile und auffallende Faktoren entsprechend dem starken kirchlichen Einfluss auf das öffentliche Leben, aber auch auf das private, berufliche und rechtliche Umfeld eines jeden einzelnen. Anders als die meisten Wohnhäuser, waren die kirchlichen Gebäude bereits im Mittelalter aus Stein gefertigt; durch Höhe, Fassadengestaltung und bauliche Besonderheiten wie Türme oder Dachreiter prägten sie in besonderer Weise das Stadtbild. Ihre Anzahl und sichtbare Abfolge von verschiedenen Standorten aus verliehen der Stadt eine charakteristische Gestalt.
Dabei unterlagen die Sakralgebäude auch zeitbedingten Veränderungen. Anbauten, Neugestaltungen oder "Modernisierungen", aber auch Verluste und Rückbauten meist infolge politischer Zäsuren machen die gleichzeitig innewohnenden dynamischen Prozesse erkennbar. Durch die hohe Dichte an Stifts-, Pfarr- und Klosterkirchen sowie die zahlreichen Kapellen stellt sich Bamberg als eine bis in die Gegenwart hinein intakte "Sakrallandschaft" dar, die zwar immer wieder Veränderungen unterlag und dabei Verluste erlitt, aber auch Erweiterungen erfuhr.
Sakralbauten im 19. und 20. Jahrhundert
Nach dem säkularisationsbedingten Abriss von Kirchen in Bamberg stockte zwischen dem Bau der St. Sebastianikapelle zu Gaustadt 1808 und dem Wunderburger Kirchenneubau 1889 nahezu ein Jahrhundert lang der Kirchenbau in Bamberg, ausgenommen sind die Errichtung einiger Kapellen und der Bau der Jüdischen Synagoge. Große Kirchenbauten in beiden christlichen Konfessionen wurden erst wieder mit dem Bau von St. Josef in Gaustadt 1905 und der Erlöserkirche 1930 begonnen. Diese Entwicklung vor dem Zweiten Weltkrieg wurde nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) mit neuem Verständnis von den Erfordernissen eines zeitgemäßen und den theologischen Auffassungen entsprechenden Kirchenbau wieder aufgegriffen. Mit St. Urban wurde 1989 die wohl letzte katholische Kirche Bambergs geweiht. 1987 war der Grundstein für die evangelische Philippuskirche gelegt worden, und 2005 konnte die neue Synagoge ihrer Bestimmung übergeben werden.
Zur Ausstellung ist eine Broschüre erschienen.
15. Januar bis 2. März 2007
"Karl Amadeus Hartmann (1905-1963). Musik, die alle Menschen angeht"
Mit dieser Ausstellung wird einer der bedeutendsten deutschen Komponisten und Förderer der Neuen Musik im 20. Jahrhundert gewürdigt.
Ihre Premiere feierte die Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstags von Karl Amadeus Hartmann in dessen Heimatstadt München; in der Folge wurde sie mit großer Resonanz in Rotterdam und Leipzig gezeigt. Nun hat das musik- und kulturwissenschaftliche 'institut denkunternehmung', mit freundlicher Kooperation der internationalen "Karl Amadeus Hartmann Gesellschaft, e.V." (München), die Ausstellung nach Bamberg geholt.
Dies ist nicht die erste Begegnung der Stadt mit dem Komponisten: Der Dirigent Ingo Metzmacher erarbeitete vor gut zehn Jahren mit den Bamberger Symphonikern eine hoch gerühmte Gesamteinspielung der 8 Symphonien Hartmanns, die mit dem "Preis der Deutschen Schallplattenkritik" und dem "Edison Preis" ausgezeichnet wurde.
Karl Amadeus Hartmann wurde 1905 als Sohn des Lehrers und Kunstmalers Friedrich Richard Hartmann in München geboren. 1924 begann er an der Staatlichen Akademie der Tonkunst ein Studium der Posaune (bei Ernst Gaetke und Gustav Trampler) und der Komposition (bei Joseph Haas).
Seine ersten Erfolge als Komponist feierte Hartmann im Rahmen von Konzertreihen der Münchner Künstlervereinigung "Die Juryfreien", in denen Werke junger Komponisten ein Forum erhielten und die Hartmann vom Ende der 1920er bis Anfang der 1930er Jahre selbst leitend betreute.
Bei der 3. Festwoche Neuer Musik in München lernte Hartmann den Dirigenten Hermann Scherchen kennen, der in den folgenden Jahren zu Hartmanns wichtigstem Mentor avancierte. Hartmann widmete ihm sein erstes Streichquartett, und Scherchen wirkte am Szenarium zu Hartmanns einziger Oper mit: "Simplicius Simplicissimus", nach dem satirischen Schelmenroman von Grimmelshausen.
Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, entschied sich Hartmann für eine Haltung der existentiellen Verweigerung gegenüber dem faschistischen Regime, die später als "Innere Emigration" bezeichnet wurde. So verzögerte er bewusst die Vorlage seines "Ariernachweises" und wurde nicht Mitglied der Reichsmusikkammer, was ihn in Deutschland künstlerisch isolierte.
Seine Kompositionen dieser Zeit setzen sich auf musikalisch subtile Weise mit den politischen Verhältnissen auseinander. Das "Concerto funebre" für Violine etwa oder die Orchesterkomposition "Miserae" sind Werke der Trauer, die den Verfolgten und Unterdrückten des III. Reiches gewidmet sind.
Unter dem Eindruck eines selbst beobachteten Todesmarsches von KZ-Häftlingen, die kurz vor der Befreiung des Lagers Dachau verschleppt wurden, schrieb Hartmann die Klaviersonate "27. April 1945", deren zwischen Trauer, Anklage, Zorn und Verzweiflung changierende Ausdrucksskala ebenso Zeugnis gibt von Hartmanns wahrhaftiger Humanität wie von einer die Tradition einzigartig verarbeitenden, hochexpressiven Klangsprache.
Nach Ende des Krieges wurde Hartmann zum Dramaturgen der Bayerischen Staatstheater ernannt und wirkte wesentlich daran mit, die Neue und Neueste Musik im Nachkriegsdeutschland zu etablieren. Für die von 1947 bis zu seinem Tod 1963 von ihm geleiteten Musica-Viva-Konzerte gewann er hochrangige Kollegen wie Igor Strawinsky und förderte junge aufstrebende Komponisten wie Pierre Boulez, Luigi Nono, Hans Werner Henze oder Karlheinz Stockhausen. Die Reihe wurde gleichzeitig zu einem Modell für weitere internationale Konzertreihen und Festivals.
Die vorliegende Ausstellung porträtiert den Komponisten und Mentor Karl Amadeus Hartmann mit zahlreichen Film-, Bild- und Tondokumenten. In selten zu sehenden Briefen, Bildern und Zeichnungen wird ein bedeutender Teil der Rezeptionsgeschichte Neuer Musik in Deutschland nachvollziehbar. Partiturmanuskripte - etwa der "Sonate 27. April 1945" und der "Gesangsszene nach Worten von Jean Giraudoux", die mitsamt der Textvorlage zu sehen sein wird - dokumentieren auf anschauliche Weise die Handschrift des Künstlers.
7. Juni bis 22. September 2006
"Stählung des Körpers und Festigung des Willens. Schlaglichter der Sportgeschichte Bambergs"
Das Stadtarchiv Bamberg nimmt die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland zum Anlass für eine historische Betrachtung des Themas "Sport" in den vergangenen Jahrhunderten im "Weltkulturerbe" Bamberg.
In fünf zeitlich gegliederten Abschnitten werden die unterschiedlich prägenden Merkmale des "Sports" in diesen Epochen dargestellt. Vom Mittelalter bis in das beginnende 19. Jahrhundert ist Sport primär Übung für den Kampf, Vorbereitung der Verteidigung und geselliges oder gesellschaftliches Verhalten innerhalb der einzelnen sozialen Stände.
Im 19. Jahrhundert wird unter dem Einfluss der Vorstellungen des "Turnvaters" Jahn die individuelle Körperertüchtigung zum Ziel (z.B. um den Feuerwehrleuten bessere Körperbeherrschung zu ermöglichen) - anfangs in Verbindung mit politischen Absichten -, ehe sich dann um 1900 unter dem Begriff der "English sports" der Vergleich im Wettkampf, die Höchstleistung und der "Sieg" neue Vorstellungen entwickelten; aus dieser Zeit stammt eine Vielzahl der heutigen Mehrsparten- und vor allem der Fußball-Vereine. Bald entstanden darüber hinaus, bedingt durch technische Entwicklungen,neue Varianten wie der Motorsport.
Auch wenn nach 1933 die Ausübung des Sports zunächst in den Vereinen noch "as usual" betrieben wurde, so änderten sich doch die Zielsetzung und die Organisation ganz wesentlich. Erneut wurde die Körperertüchtigung das eigentliche Ziel, nun allerdings - oft unbemerkt - mit Blick auf die Erfordernisse des geplanten Krieges und unter dem Dach einer gleichgeschalteten und rassenpolitisch einheitlichen Ausrichtung. Nicht das Individuum und seine persönliche Entfaltung zählte, sondern seine Einordnung und Einbindung in die "Volksgemeinschaft".
Die Nachkriegszeit ist schließlich von unterschiedlichen Strömungen geprägt: Zunächst eingeschränkt von den schwierigen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen gelang es den Vereinen doch zusehends, ihre Aktivitäten aus den letzten Friedensjahren wieder aufzunehmen. Hinzu kamen neue, etwa von den Besatzungsmächten importierte und hierzulande akzeptierte Sportarten wie Football oder Basketball; schließlich prägen Kommerzialisierung und Professionalisierung den Sport, aber auch so gegensätzliche Entwicklungen wie Individualisierung - durch immer neue Trendsportarten, die nicht mehr im Verein ausgeübt werden - und gleichzeitig sportliche Großveranstaltungen, die immer mehr Menschen in ihren Bann ziehen; der Sport teilte sich vollends in Leistungssport, der immer mehr zu einem kommerziellen Anker wird, und den nach wie vor bestehenden Breitensport unter dem Einfluss eines verstärkten Gesundheitsbewusstseins.
Die Ausstellung zeigt die Entwicklungen an Bamberger Vereinen, Ereignissen und Sportstätten auf; vier seit 1882 in Bamberg abgehaltene Landesturnfeste sind Paradebeispiele der Veränderungen. Zahlreiche Archivalien wie Urkunden, Fotos und Plakate, aber auch Gegenstände wie Fahnen, Pokale oder Sportgeräte dokumentieren Varianten und Höhepunkte und machen den unterschiedlichen Stellenwert und die verschiedenartigen Ziele deutlich, die "Sport" annehmen konnte: vom Ritterturnier und Fischerstechen bis zum Weltkulturerbelauf.
16. November 2005 bis 27. Januar 2006
"Zwischenstation Bamberg: Julius von Minutoli (1804-1860) zwischen Berlin und Persien"
Die ursprünglich aus Lucca in Italien stammende Familie von Minutoli wanderte im 17. Jahrhundert aus konfessionellen Gründen in die Schweiz aus. Julius' Vater Heinrich Menu (seit 1820: von Minutoli) (1772-1846) trat bereits in jungen Jahren in den preußischen Militärdienst. Eine viel versprechende Karriere in diesem Bereich wurde jedoch durch eine 1793 erlittenen Verwundung beendet; in der Folge wurde ihm die Ausbildung im Berliner Kadettenkorps übertragen. 1810 berief ihn schließlich der verwitwete König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) zum Erzieher des Prinzen Carl (1801-1883). Nach der Volljährigkeit des Prinzen unternahm Heinrich von Menu mehrere Auslandsreisen, auf denen er seine umfangreichen Kenntnisse in Geschichte, Archäologie und Kunstgeschichte vertiefte. Zahlreiche Gegenstände, die er dabei erwarb, gelangten in der Folge in preußische Sammlungen. Julius - ältestes von drei Kindern - wurde am 30. August 1804 in Berlin geboren. Da die Familie seit 1810 im königlichen Palast Unter den Linden wohnte, bestanden auch enge Kontakte zu Kronprinz Friedrich Wilhelm (1795-1861; Kg. 1840). Julius, der in Berlin und Heidelberg Rechts- und Verwaltungswissenschaften studiert hatte, trat 1828 in den preußischen Staatsdienst. 1832 erfolgte seine Versetzung nach Posen, wo er für Polizeiangelegenheiten zuständig war. Sowohl wegen seiner vielfältigen gesellschaftspolitischen Interessen, die aus zahlreichen Vereinsgründungen erkennbar wurden, wie auch für sein dienstliches Engagement - u. a. deckte er mehrfach polnische Aufstandsversuche auf - erwarb er sich große Anerkennung in der Bevölkerung und der Verwaltung. Selbst in polnischen Kreisen genoss er wegen seiner Kooperationsbereitschaft und Toleranz hohes Ansehen, das bis heute nachwirkt. Einer der Gründe für seine anhaltende Wertschätzung ist dabei sein in den Posener Jahren besonders gepflegtes Talent, Personen, Bauwerke und Vorgänge in Skizzen festzuhalten, die ein lebendiges Bild des Alltags in dieser Stadt vermittelten. Teilweise brachte er sie in den Handel, teilweise schenkte er sie dem preußischen König. Auf verschiedenen Auslandsreisen, die er privat oder im Auftrag der Regierung (z. B. zur Verbesserung des preußischen Gefängniswesens) machte, erweiterte er seinen Erfahrungsschatz erheblich, gleichzeitig nutzte er aber auch die Reisen zur Anfertigung einer Vielzahl von Zeichnungen und Skizzen der jeweiligen Orte. 1847 berief ihn König Friedrich Wilhelm IV. zum Polizeipräsidenten von Berlin. In der Revolutionsphase gelang es Minutoli anfänglich, mit Methoden, die im preußischen Obrigkeitsstaat als ungewöhnlich gelten mussten ("De-Eskalation"), Gewaltexzesse in der Stadt zu vermeiden. Auch wenn er letztlich den gewaltsamen Aufstand doch nicht verhindern konnte, der dann ernsthafte militärische Gegenmaßnahmen auslöste und zahlreiche Menschen das Leben kostete, schrieb 1848 ein Zeitzeuge über ihn: Es war ein Glück für Berlin, in den Tagen der Revolution einen Polizeipräsidenten zu haben, der sich durch Mut, Freisinnigkeit, Besonnenheit und Menschenfreundlichkeit die Achtung und das vollste Vertrauen der gesamten Bevölkerung insbesondere der in Aufruhr befindlichen Massen, ja selbst der an der Spitze stehenden Literaten und Clubfechter gewann. Gerade deswegen aber musste der promovierte Jurist und Verwaltungsbeamte nach dem Wiedererstarken der Reaktion in Preußen von seinem Posten zurücktreten.
Minutoli und Franken
Seit 1834 war Julius von Minutoli mit der auf Schloss Rentweinsdorf geborenen Freiin Mathilde von Rotenhan (1812-1878) verheiratet, mit der er vier Kinder hatte. Nach der Entlassung aus preußischen Diensten siedelte die Familie nach Franken über. Vermutlich wohnte sie Rentweinsdorf, zeitweise vielleicht auch in Bamberg. In das kulturell rege Bamberg jedenfalls knüpfte Minutoli bald zahlreiche Kontakte. Bereits 1849 trat er der Naturforschenden Gesellschaft und dem Historischen Verein bei, in dem er auch publizistisch tätig wurde. In dem Bamberger Archivar Dr. Paul Oesterreicher gewann er einen Historiker zum Gesprächspartner, der ihn vor allem auf die dem Bamberger Archiv nun zugehörigen Bestände aus dem Plassenburger Archiv aufmerksam machte, das umfassende Materialien zur Geschichte der Hohenzollern enthielt. Minutoli nutzte diese Gelegenheit, um aus diesen Quellen zwei Bücher zu veröffentlichen; sie waren die Jahresgaben des Historischen Vereins Bamberg 1850 und 1851. In der Bamberger Druckerei Reindl ließ Minutoli auch seine in Preußen verbotenen "Erinnerungen" drucken. Schließlich verband ihn ein enger Kontakt mit dem in Bamberg lebenden preußischen Hof-Modelleur Carl Schropp (1794-1875), den er mit der Herstellung verschiedener Modelle als Gastgeschenke für Angehörige der königlichen Familie in Spanien und Portugal beauftragte. Besonders ertragreich war seit etwa 1850 die Zusammenarbeit mit dem Leiter des Bamberger Naturalienkabinetts, Dr. Andreas Haupt (1813-1893), den Minutoli auch aus dem Ausland mit zahlreichen Gegenständen für das Museum bedachte. Ein umfangreicher, auch nach dem Tod Julius' von Minutoli von der Familie fortgeführter Briefwechsel mit Dr. Haupt macht deutlich, in welchem erheblichen Umfang sich Minutoli für die Erweiterung der Sammlungen des Naturkundemuseums durch naturkundliche, botanische und zoologische Objekte aus den besuchten Ländern einsetzte.
Minutoli als preussischer Diplomat
Nachdem er eineinhalb Jahre ohne Anstellung gewesen war, wurde Minutoli 1851 zum preußischen Generalkonsul in Spanien und Portugal ernannt. Von Barcelona aus unternahm Minutoli zahlreiche Dienstreisen, deren Abläufe er veröffentlichte; mehrere Orden waren der Lohn für diese Leistungen. Für verschiedene Naturkundemuseen, darunter auch für das in Bamberg, sammelte er Pflanzen und Tiere. Seine naturkundlichen Bemühungen wurden 1860 wurde durch die Benennung einer auf den Kanarischen Inseln wachsenden Pflanze nach ihm "Lavandula minutolii" belohnt. Erst 1859 durfte der für seine bürgerfreundliche Haltung im Jahr 1848 lebenslang Bestrafte für kurze Zeit nach Preußen zurückkehren. 1860 wurde er preußischer Ministerresident und Generalkonsul in Persien. An der Cholera erkrankt, starb er auf einer seiner zahlreichen Dienstreise am 5. November 1860 bei Schiraz, wo er von der armenischen christlichen Gemeinde begraben wurde.
Julius von Minutolis Wirken ist in Bamberg kaum bekannt geworden. Seine Spuren, wie etwa seine Briefe, Sammlungsgegenstände oder Bücher mit z.T. eigenhändigen Widmungen und Bemerkungen, sind jedoch hier erhalten geblieben und erinnern an einen bemerkenswerten Bildungsbürger des 19. Jahrhunderts, der in den unruhigen politischen Verhältnissen des 19. Jahrhunderts mit seinen humanistischen und politischen Vorstellungen nicht immer Anerkennung fand, jedoch große Leistungen in wissenschaftlichen und naturkundlichen Bereichen an den Tag legte. Das Kernkonzept der Ausstellung wurde von der Minutoli-Gesellschaft Berlin (Frau Dorothea Minkels) entworfen. Zusätzlich fanden Leihgaben des Historischen Vereins Bamberg, des Naturkundemuseums Bamberg, der Staatsbibliothek Bamberg sowie des Botanischen Gartens der Ruhr-Universität Bochum Eingang.
22. Juli bis 18. September 2005
"Der lange Weg zur Stadtverfassung. Das Gerichtsprivileg für Bamberg von 1355"
Babenberg - das Hochmittelalter verband mit diesem Namen zunächst das von seinen Gründern Heinrich II. und Kunigunde vielfach ausgezeichnete Bistum. In diesem Sinne erscheint Bamberg im 13. Jahrhundert als deutliches Zeichen für seine Geltung in dieser Zeit - neben anderen ausgezeichneten Städten wie Prag oder Nürnberg - auf der Ebstorfer Weltkarte als Pavenborch.
Diese Geltung beruhte auf der reichen Ausstattung mit Rechten und Besitzungen im gesamten Reich, in der weit beachteten Gestaltung des Doms, nicht zuletzt auch im Besitz von Reliquien und wertvollen Handschriften. Für mehr als ein Jahrhundert war Bamberg eine der bevorzugten Städte des Reiches und häufiger Ort für Hof- und Reichstage, seine Bischöfe waren angesehene und einflussreiche Mitglieder der Reichskirche.
Trotz der zunehmenden rechtlichen Selbständigkeit der deutschen Fürsten gegenüber der Reichsgewalt und des damit verbundenen inneren Ausbaus der Territorialherrschaften erbrachten die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Papsttum und Kaisertum - vor allem den geistlichen Fürsten, und hier gerade auch Bamberg - aber auch erhebliche Belastungen; hinzu kam das Erstarken mächtiger Adelsfamilien in den geistlichen Territorien seit dem 12. Jahrhundert, das die Verfestigung einer starken und geschlossenen Landesherrschaft erschwerte oder sogar verhinderte. Versuche der Bamberger Bischöfe, entfremdete und an den Adel verlorene Rechte zurück zu gewinnen und die weltliche Macht zu sichern, wo möglich auszubauen, wie dies etwa durch die Ablösung von Adeligen als Vögten, durch den Aufbau einer geschlossenen Verwaltung oder durch die Bindung des Adels durch Burghutverträge beispielhaft geschah, waren nur von beschränktem Erfolg begleitet. Dabei war das Engagement mancher Bamberger Bischöfe in die Reichspolitik nicht uneingeschränkt vorteilhaft für das eigene Territorium, das nicht selten unter der Abwesenheit des Landesherrn litt und obendrein auch noch erhebliche Kosten für den Reichsdienst zu tragen hatte.
In Bamberg selbst war es dem Domkapitel und den Kanonikatstiften St. Stephan (1009), St. Gangolf (1057/59) und St. Jakob (1072) sowie dem Benediktinerkloster Michaelsberg (1015) schon früh gelungen, die Herrschaft über die Stiftsgeistlichkeit über deren Bedienstete und die zugehörigen Laienkreise und schließlich über alle Bewohner innerhalb des damit verbundenen Gerichtssprengels auszudehnen. Dadurch entstanden eigene Rechtsbereiche ("Immunitäten", "Muntäter"), auf die der Bischof und Landesherr keinen unmittelbaren Einfluss mehr hatte. Ihre Sonderrolle gegenüber der städtischen Bürgerschaft machte sich vor allem in der Rechtsprechung, dem Steuerwesen und dem geringeren Anteil an den öffentlichen Lasten bemerkbar.
Zum bestimmenden Faktor wurde dabei das Domkapitel, dem es nicht nur gelang, die Kapitel der anderen Stifte von sich abhängig zu machen, sondern das - mit zunehmendem Erfolg - Einfluss auf die bischöfliche Politik zu nehmen versuchte. Die Wahlkapitulationen, zu deren Einhaltung sich die angehende Bischöfe seit dem frühen 14. Jahrhundert verpflichten mussten, sollten zwar zunächst nur weitere Verschuldung verhindern, sie führten jedoch tatsächlich zu einer Mitherrschaft des Domkapitels.
Anders als die geistlichen Immunitätsbereichen entwickelten sich die anderen Stadtbereiche; im Gebiet zwischen Berg und linkem Regnitzufer - dem traditionellen "suburbium" unterhalb des Domberges bestanden früh schon neben Handwerkern auch Gemeinschaften aus Kaufleuten und Handelsleuten (mercatores), die zunächst wohl dem Hofrecht des Bischofs unterstanden hatten, durch Privilegien aber auch bereits Zoll-Begünstigungen im ganzen Reich erhielten. Nach Süden zu bestand ein Judenghetto, im Nordwesten eine Fischersiedlung. Mit dem Ausbau der Insel-Besiedelung seit etwa 1100 erfolgte eine Neuausrichtung der Laiensiedlung, die durch den immer wieder zu beobachtenden Übergang bischöflicher Dienstleute in die vorbürgerliche Gemeinschaft gefördert, vielleicht sogar ausgelöst wurde. Schließlich wurden seit der Wende zum 14. Jahrhundert die Siedlungsgebiete durch maßgebliche Förderung von Spitälern auch nach Osten in den bis an die Regnitz reichenden Hauptsmoorwald hinein erweitert. Eine der Folgen war dabei die Notwendigkeit einer Brückenverbindung zwischen Insel und diesen neuen Gärtnergebieten ("Seesbrücke") und die damit verbundene Veränderung der Straßenführung.
Mit zunehmendem Wohlstand der Bürgerschaft verstärkte sich der Druck zur Selbstorganisation und politischen Selbstbestimmung, die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts durch verstärkte Hinweise auf die Anfänge einer sich "emanzipierenden Stadtgemeinde" immer deutlicher werden. Führung eines Stadtsiegels, Bürgerausschuss, Mauerbau, Aufzeichnung des Stadtrechts und ähnliche Indizien lassen eine Organisation erkennen, die auf beginnende Selbstverwaltung zielt, ohne diese aber zunächst in vollem Umfang zu erreichen.
Die im Alltag am deutlichsten in Erscheinung tretende niedere Gerichtsbarkeit über die Stadt außerhalb der Immunitäten übte bis 1199/1200 ein Vogt aus der Familie der Abenberger, mit dem Heimfall dieser Rechte an den Bischof ein bischöflicher Richter ("Schultheiß") aus, der dabei von "Schöffen" aus den Bürgern als Vertretung der gesamten Einwohnerschaft unterstützt wurde. Sein Zuständigkeitsbereich, das "Stadtgericht", definiert gleichsam die Bürgerstadt.
Seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert gerieten die Bewohner des Stadtgerichts in einen immer stärkeren Gegensatz zu den politisch unselbständigen, steuerlich aber begünstigten Immunitäten und den sie tragenden geistlichen Korporationen, insbesondere dem Domkapitel.
Eine Urkunde Kaiser Karls IV. (1316-1378; Kg. 1346, Ks. 1355), die er auf Intervention des Bamberger Bischofs Lupold (III. von Bebenburg;1353-1363) am 20. Juli 1355 in Regensburg für di burger von Babenberg ausstellte, legte fest, dass die Bürger sich nur vor einem vom Kaiser oder seinen Nachfahren bestimmten Richter, sonst jedoch vor keinem anderen weltlichen Richter oder Amtmann aus der Stadt zu Bamberg zu verantworten haben. Diese schon 1234 der Stadt erstmals gewährte Recht wurde damit 1355 erneut bestätigt und durch die Besiegelung mit dem kaiserlichen Goldsiegel ("Goldene Bulle"), das nur besonderen Anlässen vorbehalten war, deutlich hervorgehoben. Die Kernaussage dieser Urkunde hat vor allem Auswirkungen auf den offenbar weit reichenden Handel Bamberger Kaufleute, denen dieses Recht eine entscheidende Erleichterung in ihrer Geschäftstätigkeit bringen konnte. Weitere Regelungen in der Urkunde lassen freilich auch darauf schließen, dass bestehende Rechte des Bischofs und des Domkapitels weiterhin Bestand haben sollten. Die Urkunde ist somit eine Momentaufnahme der in Bamberg in der Mitte des 14. Jahrhunderts wirkenden Kräfte Bischof, Domkapitel und Bürgerschaft, die bis 1748 nebeneinander bestehen blieben. Bis dahin blieben die angestrebten umfassenden Freiheiten der Bürgerschaft in ihrem vollen Umfang unerreicht, sie waren jedoch immer wieder Anlass von Auseinandersetzungen bis hin zu Gewaltmaßnahmen ("Immunitätenstreit" 1430-1440).
Die Ausstellung zeigt - ausgehend von dem konkreten Anlass der Urkunde von 1355 - die Rechtssituation in Bamberg und die Entwicklung der Stadtverfassung "auf ihrem langen Weg" anhand von Urkunden und Dokumenten der Zeit, aber auch von erläuternden Grafiken. Kaiser Karl IV. und der ihm eng verbundene Bamberger Bischof Lupold III. von Bebenburg bildeten dabei mit ihren politischen Zielen die wichtigsten Akteure.
Das Gerichtsprivileg für die Bamberger Bürger von 1355 ist vor diesem Hintergrund ein wichtiger Meilenstein, auch wenn edie damit verbundenen Möglichkeiten verfassungsrechtlicher Art nicht ausgenutzt werden konnten.
25. September 2004
"Tag der Archive"
Am Samstag, 25. September 2004, beteiligte sich das Stadtarchiv - gemeinsam mit dem Archiv des Erzbistums Bamberg und dem Staatsarchiv Bamberg - am bundesweit durchgeführten "Tag der Archive". Während der Öffnungszeit von 10:00 bis 17:00 Uhr wartete es mit einem umfangreichen Programm auf:
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Präsentationen zur Vielfalt archivischer Tätigkeiten:
- Suchen und Finden: Recherchemöglichkeiten in Findbüchern, Karteien und Datenbanken
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Probleme der Erhaltung und Pflege von Archivgut (u.a. Ausstellung
"Schadensbilder") - Aus einem Sammlungs-Bestand: Bamberg im Film. Das Film- und Ton-Archiv (FTA) in seiner Breite
- Digitaldruck von "Geburtstags-"Zeitungen (Sonderkonditionen)
- Führungen durch Magazin und Gebäude (11:00 Uhr, 13:30 Uhr, 15:00 Uhr, 16:00 Uhr)
- (Erst-)Beratung in stadtgeschichtlichen und familiengeschichtlichen Fragen
- Fotolabor und Buchbinderei (Besichtigung, Beratung)
- Verkauf antiquarischer Veröffentlichungen zur Stadt- und Landesgeschichte
- Verkauf von Archivpublikationen (Sonderkonditionen)
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Weitere Veranstaltungen im Haus:
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Historischer Verein Bamberg: Auswahl aus den Sammlungen des Historischen
Vereins Bamberg (mit Sonderverkauf von Vereinspublikationen). 3. OG, Zi. 400;
13:00-17:00 Uhr -
Stadtbildstelle: Die Stadtbildstelle als modernes Medienzentrum für Unterricht und
Bildung. 3. OG, Zi. 401-408, 13:00-17:00 Uhr
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Historischer Verein Bamberg: Auswahl aus den Sammlungen des Historischen
20. April 2004 bis 18. Juli 2004
"Bamberg im Modell - Architekturplanung und ihre Umsetzung"
Was sind Modelle?
Modelle (lat. modulus, ital. modello) sind gegenständliche Vorbilder oder Abbilder vorhandener oder geplanter Werke künstlerischer Gestaltung, die - anders als Pläne, Bilder oder Zeichnungen - dreidimensional in Erscheinung treten. In der besonderen Form als Architekturmodelle stellen sie Konstruktionsteile, Einzelbauwerke, Gebäudeensembles, umfassende Siedlungsbereiche oder ganze Städte in unterschiedlichen Maßstäben dar. Zur Anfertigung von Baumodellen werden die verschiedensten, meist leicht zu bearbeitende und preisgünstige Materialien und Werkstoffe, wie Holz, Papier, Kork, Gips, Schaumkunstoffe und Sondermassen, aber auch Metall oder Stein verwendet.
Man unterscheidet verschiedene Typen von Architekturmodellen: Das Entwurfsmodell (Gesamt- oder Teilmodell), Modelle nach dem Vorbild realer Architektur (Stadtmodell, Kontrollmodell, Lehrmodell, Erinnerungsmodell, Rekonstruktionsmodell, Votiv- oder Stiftermodell) und das Idealmodell, auch Phantasiemodell genannt. Die junge Sonderform der virtuellen Modelle, die ausschließlich am Computer zugänglich sind, gewinnt im heutigen Zeitalter der Virtualisierung immer mehr an Bedeutung.
Verwendung und Bedeutung von Modellen
Ihr wichtigstes Anwendungsgebiet finden Modelle als integrale Bestandteile im Planungsprozess von Architekten. Sie sind dabei Mittel beim Finden und Erfinden, beim Suchen und Untersuchen. Durch Modelle kann ein Eindruck von Wirkungen, Beziehungen, Dimensionen und Formen von Objekten und deren Einbindung in die Umgebung vermittelt werden.
Als plastische Wiedergabe eines bestimmten Bauprojekts tragen Architekturmodelle für den Betrachter und den Bauherrn zudem erheblich zur Steigerung der Anschaulichkeit bei und zeigen dessen Umsetzung in der Realität, denn sie sind modellierte und vorweg genommene Wirklichkeit: entweder verkleinerte oder vergrößerte, reale oder idealisierte, physische oder virtuelle.
Die Präsentationsform von Modellen als optischem Informationsträger wird aber auch von Wohnungsbauunternehmen im Sinne eines Verkaufsarguments oder von Firmen zur Selbstdarstellung genutzt.
Modelle als Archivgut?
Architekturmodelle haben einen hohen dokumentarischen Wert als historische Quelle für die Kunstgeschichte und Bauforschung, da sie wichtige Hinweise zur Planungsabsicht wie zum Entwurfs- und Realisierungsablauf erkennen lassen. Sie geben Aufschlüsse über den ursprünglichen Bauzustand bzw. über später vorgenommene Veränderungen, so dass sie gegebenenfalls sogar verloren gegangene Pläne ersetzen können.
In kommunalen Einrichtungen entstehen bei der Vorbereitung von Verwaltungsentscheidungen bei verschiedenen städtischen Ämtern Modelle. In Stadtplanungsbehörden, Bauverwaltungen und Einrichtungen der Liegenschaftsverwaltung werden Modelle bei der Planung von Einzelbauwerken und -projekten, bei Fragen der Raumplanung sowie der Erschließung von Wohn- und Sanierungsgebieten und der Verkehrsplanung hergestellt. Zudem fallen sie als (z.T. gesetzlich vorgeschriebene) Resultate von städtebaulichen Ideenwettbewerben an, die in der Regel von Hochbaueinrichtungen koordiniert und durchgeführt werden.
Aber auch im Zusammenhang mit der Übernahme von Nachlässen, z.B. von Architekten oder Städteplanern, gelangen häufig Modelle in Archive.
Wenig beachtet ist, dass Modelle auch als flüchtige Vorstufe zur (Um-)Gestaltung von Bühnenbildern an städtischen Theatern u.ä. entstehen. Nur selten eignen sich solche für eine dauernde Aufbewahrung, da sie meist als Arbeitsmittel im Produktionsprozess verschliessen werden oder als Eigentum von Gastregisseuren an diese zurück gegeben werden.
Da "Verwaltungsunterlagen", also auch solche gegenständlicher Art wie Modelle, nach Ablauf bestehender Aufbewahrungsfristen den Archiven anzubieten sind, gelangen - bei entsprechender positiver Entscheidung - Modelle in die Stadtarchive, wo sie für Nachforschungen unterschiedlicher Art zur Verfügung stehen.
Zur Ausstellung
Das Weltkulturerbe Bamberg mit seinen über Jahrhunderte gewachsenen städtebaulichen Strukturen und architektonischen Traditionen setzt einen sehr behutsamen Umgang mit Neu- und Umplanungen in der Stadt voraus. Dazu können Modelle einen sehr wichtigen Eindruck vermitteln; sie gestatten aber auch eine spätere Überprüfung früherer Entscheidungen im Kontext aktueller Überlegungen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung "Bamberg im Modell. Architekturplanung und ihre Umsetzung", die im Rahmen der vor 10 Jahren erfolgten Aufnahme Bambergs in die Liste des Weltkultur- und -naturerbes stattfindet, steht eine besondere Quellengruppe, nämlich die der Architekturmodelle und zwar im weitesten Sinn. Die ausgewählten Modelle stammen zum größten Teil aus der Modell-Sammlung (M.S.) des Stadtarchivs Bamberg. In diesem überschaubaren Bestand befinden sich mehr als fünfzig unterschiedliche Teil- oder Gesamtmodelle in variierendem Erhaltungszustand aus dem 20. Jahrhundert mit unterschiedlicher Provenienz zu diversen städtebaulichen Projekten in Bamberg.
Abgerundet wird die Ausstellung durch Leihgaben des Stadtplanungsamtes, des E.T.A.-Hoffmann-Theaters und des Historischen Museums.
Als Ergänzung zu den Modellen werden Entwürfe und Pläne aus der Plan-Sammlung (P.S.), sowie Fotos aus der Bamberg-Sammlung (B.S.) des Stadtarchivs gezeigt. Diese dokumentieren nicht nur die Planungsphase der vorgestellten Bauprojekte, sondern binden auch die Modelle als Endprodukte in diesen Prozess ein und vervollständigen die Vision von Architekten.
Die Konzeption der Ausstellung verbindet modellierte Vergangenheit und Realität anhand von Modellen als dreidimensionalen Zeitzeugen. Sie stellt vergessene, nicht oder nur teilweise realisierte Projekte der Stadtplanung ebenso vor wie umgesetzte Bauvorhaben in Bamberg.
In verschiedenen Abteilungen werden neben Wettbewerbsmodellen, Bebauungs- und Sanierungsmodellen zu jüngeren Stadtentwicklung auch historische Modelle präsentiert. Neben dem Bamberger Stadtmodell von Franz Lacher aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, das mit seiner genauen Maßstabsentsprechung zu seinen Plänen für den Modellbau dieser Zeit ein gewisses Unikum darstellte, bilden die überdimensionalen Holzmodelle aus der Zeit des Nationalsozialismus zum Neubau des Bamberger Stadttheaters oder zur Erweiterung des Rathauses die Mittelpunkte der Ausstellung.
Die Abteilung der Theatermodelle als Bühnenarchitektur, die hauptsächlich als Hilfsmittel in Form von Schaubühnen und Kulissen für Regisseure am Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater entstehen, gibt einen interessanten Einblick in die gängige Inszenierungspraxis und zeigt die universelle Einsatzfähigkeit von Modellen in unterschiedlichsten Bereichen.
Die Ausstellung schließt ab mit der Vorstufe zu dem in Vorbereitung befindlichen "Virtuellen Stadtmodell Bamberg", einem Flug um das Alte Rathaus am Computer und einer Computeranimation zum vorgesehenen Umbau des Bahnhofvorplatzes.
6. Dezember 2002 bis 14. März 2003
"Alois Erhardt (1827-1902) und Josef Valentin Herd (1837-1902) -
Pioniere der Denkmaldokumentation in Bamberg"
1827 - 1872 - 1902:
Im Jahr 2002 jähren sich mehrerer Ereignisse, die in einem engen Zusammenhang zueinander stehen: Vor 175 Jahren (24. Februar 1827) wurde in Bamberg der spätere Fotograf Alois Erhardt geboren; vor 100 Jahren (6. Dezember 1902) starb er in Bamberg. Genau neun Monate zuvor war sein großer Förderer, der 2. Bürgermeister der Stadt Bamberg, Josef Valentin Herd, verstorben (6. Februar 1902). Und schließlich ist es 130 Jahre her, dass ein "Städtisches Album" angelegt wurde, zu dem beide wesentlich beigetragen haben und das bis heute - wenngleich unter anderen Vorzeichen - fortbesteht.
Alois Erhardt
Erhardt kam als uneheliches Kind einer Wäscherin am 24. Februar 1827 zur Welt. Ärmliche und sonderbare Bedingungen bestimmten über weite Teile seine Kindheit und seine Jugend. Im Alter von 11 Jahren wurde er Vollwaise; erst dabei wurde festgestellt, dass das bis dahin als Mädchen erzogene Kind (Elisabetha) in Wirklichkeit ein Knabe war. Nachdem er bereits eine Schneiderlehre erfolgreich zum Abschluss gebracht hatte, besuchte er von 1847-1850 die Gewerb-Schule und lebte in der Folge von verschiedenen Gelegenheitsarbeiten (Zauberkünstler, Taschenspieler, Bilderrahmung u. ä.). Seit 1856 beschäftigt er sich beruflich mit der Fotografie.
Trotz Eheschließung 1859 bleibt sein Leben unkonventionell; wirtschaftlicher Erfolg bleibt ihm auf Dauer versagt, obwohl er seit 1872 regelmäßig damit betraut war, Aufnahmen für das "Städtische Album" zu erstellen. Aus seinem Schaffen stammen die meisten Aufnahmen dieses Projektes.
Am 6. Dezember 1902 verstarb Erhardt in Bamberg.
Josef Valentin Herd
Herd wurde 1827 als Sohn eines herzoglichen Beamten und späteren Sekretärs des Bamberger Armenpflegschaftsrats in Banz geboren. Nach dem Studium der Rechte führte ihn sein Weg nach Bamberg, wo er 1865 zum 3. städtischen Rechtsrat, 1890 zum 2. Bürgermeister gewählt wurde.
Er förderte Erhardt nach seinen Möglichkeiten. Auf ihn geht auch die Einrichtung des "Städtischen Albums" zurück, das zu einem erheblichen Teil aus den Fotografien Erhardts bestand. Diese wurden von Herd mit umfangreichen Texten versehen, die er zum Teil aus seinen geschichtlichen Kenntnissen, zum Teil aus seiner Verwaltungstätigkeit schöpfte. Diese Texte bieten Einblicke in soziale, architektonische und wirtschaftliche Entwicklungen der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Herd starb am 6. Februar 1902 in Bamberg.
Das "Städtische Album"
Beginnend 1872 legten die städtischen Gremien - wohl auf Betreiben des Rechtsrats Josef Valentin Herd (1837-1902) - ein "Städtisches Album" an.
Es sollte fotografische Aufnahmen von
- Portraits von Mitglieder der städtischen Gremien
- abzubrechenden Gebäuden
- neu errichteten Gebäuden
enthalten. Eng eingebunden in die Erstellung und Erweiterung des "Städtischen Albums" war von Beginn an der Fotograf Alois Erhardt (1827-1902), der dafür zahlreiche Aufnahmen erstellte. Durch rückseitig aufgebrachte Erläuterungen Herds wurde der Wert der Aufnahmen noch weiter erhöht.
Auch andere Fotografen trugen zum Album bei. Später wurde das Album durch grafische Blätter u. ä. erweitert.
Die Unterbringung der Aufnahmen und der Blätter erfolgte in Kartons, die einem Buch nachgebildet und mit entsprechenden Aufschriften versehen waren.
Seit der Entstehung des Historischen Museums und des Stadtarchivs um 1936 wurde der Begriff "Städtisches Album" nicht mehr verwendet. Seine Bestände lassen sich jedoch heute teilweise in den Sammlungen des Museums und des Archivs nachweisen. Darüber hinaus finden sich Aufnahmen Erhardts - z.T. mit Beschriftungen von anderen Personen - in den Beständen der Staatsbibliothek Bamberg, des Historischen Vereins Bamberg und in Privatbesitz.
Zu den Ausstellungen
Staatsbibliothek Bamberg und Stadtarchiv Bamberg stellen Erhardts fotografisches Schaffen mit unterschiedlichen Konzepten und Bildern vor. Die Staatsbibliothek zeigt Originalfotografien. Sie machen die Vielseitigkeit des fotografischen Schaffens Erhardts und die hauptsächlichen Überlieferungsformen der Fotografien erkennbar. Sie wurden später von Bibliothekaren durch erläuternde Texte beschrieben.
Den Kern der Ausstellung im Stadtarchiv bilden dagegen vergrößerte Reproduktionen, wobei auch die auf den Bildern rückseitig aufgetragenen Beschreibungen Josef Valentin Herds als Bildbeschreibungen buchstabengetreu wiedergegeben sind. Bild und Text zusammen ergeben eine unerwartete Fülle von Informationen über eine Zeit, in der die bauliche Gestalt der Stadt Bamberg einer rasanten Veränderung unterlag. Damit werden Herd und Erhardt deutlich als Protagonisten einer Denkmaldokumentation an der Schwelle zum 20. Jahrhundert.
Gleichzeitig zeigt die Ausstellung im Stadtarchiv aber auch die Schwierigkeiten, die bei der Fotografie im 19. Jahrhundert bestanden, angefangen von den unförmigen Kameras bis hin zu den Problemen, belichtungsfähige Glasplatten selbst erstellen zu müssen. Gerade vor diesem Hintergrund wird die fotografische Leistung Alois Erhardts besonders zu würdigen sein.
Schließlich thematisiert die Ausstellung aber auch Fragen der Konservierung und Archivierung einer Quellenart, die aufgrund ihrer besonderen Problematik (Glasbruch, chemische Reaktionen) erheblichen finanziellen und technischen Aufwand zur Erhaltung fordert.
25. September bis 27. Oktober 2002
"Gewissenlos gewissenhaft. Menschenversuche im Konzentrationslager"
"Wie konnten Ärzte so etwas tun?" Diese Frage stellt sich jedem, der eine KZ-Gedenkstätte betritt. Auf der Suche nach einer Antwort geht die Ausstellung den Voraussetzungen und Rahmenbedingungen nach, die es Ärzten erlaubten, mit "gewissenloser Gewissenhaftigkeit" am lebenden Menschen zu experimentieren.
Die Ausstellung beschäftigt sich zunächst mit den wissenschaftlichen und ideologischen Hintergründen der Versuche und ihrem örtlichen Rahmen, dem Konzentrationslager. Diese menschenverachtende Institution bildete den rechtsfreien Raum, in dem Menschen gegen ihren Willen zum Gegenstand von oft tödlichen Experimenten wurden.
Zwillingsversuche (Auschwitz)
Fleckfieberversuche (Buchenwald)
Unterdruckversuche (Dachau)
Gasbrandversuche (Ravensbrück)
Im Zentrum der Ausstellung stehen vier Versuche. Sie enthüllen ein breites Spektrum an wissenschaftlichen, militärischen und wirtschaftlichen Interessen. Sie geben eine Vorstellung vom furchtbaren Leiden der Opfer. Und sie zeigen die Täter, die diese Versuche an den ihnen ausgelieferten Menschen aus Ehrgeiz und Geltungssucht, Sadismus und Gewissenlosigkeit durchführten.
Abschließend richtet sich der Blick auf die Zeit nach 1945. Die Ausstellung informiert über den Umgang mit den Tätern und über das weitere Schicksal von Opfern. Und sie stellt den "Nürnberger Ärztekodex" vom 20. August 1947 vor, der als wichtige Grundlage für die Selbstverpflichtung von Wissenschaftlern zur Einhaltung forschungsethischer Normen gilt.
3. Juli bis 23. August 2002
"Deutsche Jüdische Soldaten. Von der Epoche der Emanzipation bis zum Zeitalter der Weltkriege."
Die Ausstellung wurde vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Potsdam in Zusammenarbeit mit dem Moses Mendelssohn Zentrum (Potsdam) und dem Centrum Judaicum (Berlin) erarbeitet.
Zu der Ausstellung ist ein Begleitband erschienen.
22. Mai 2002 bis 21. Juni 2002
"Sklaven im Baragan - Die Deportation aus dem Banat in die Baragansteppe Rumäniens."
Die vom Landesverband Bayern der Banater Schwaben erstellte Wanderausstellung befasst sich mit einem politischen Vorgang, der nicht unbeträchtliche Teile der deutschstämmigen Bevölkerung des rumänischen Banats, des Gebietes zwischen Marosch-Theiß-Donau und den Südkarpaten, betraf. In diesem während der türkischen Herrschaft weitgehend entvölkerten Teil des Habsburgerreiches hatten sich - neben Rumänen, Ungarn, Serben und anderen Volksgruppen - im 18. und 19. Jahrhundert auch deutsche Auswanderer vorwiegend aus Süd- und Südwestdeutschland niedergelassen, die 1910 etwa 25% der Bevölkerung ausmachten. Als nach 1945 Rumänien unter den Einfluss Stalins geriet, führte dies - unter Anwendung von Zwangsmaßnahmen - zu einem erheblichen Wandel in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
In gleicher Weise wie andere Volksgruppen entlang der rumänischen Grenze zu Jugoslawien wurde davon die deutschstämmige Bevölkerung betroffen, als der rumänische Staat zwischen 1949 und 1951 Deportationen auch von etwa 40 000 (deutschstämmige) Personen vor allem in arbeitsfähigem Alter in die unwirtliche und menschenleere Baragansteppe östlich von Bukarest erzwang, wo die "Umsiedler" 18 Siedlungen unter aufbauen mussten. Erst ab 1955 wurde es den Deportierten wieder erlaubt, in ihre alten Siedlungsgebiete zurückzukehren, nicht ohne freilich dass damit dort neue Probleme der Rückerstattung ausgelöst wurden.
Diese als besonders traumatisch empfundenen Vorgänge haben dazu geführt, dass zahlreiche "Banater Schwaben" schon sehr früh und in großer Zahl die Möglichkeit der Aussiedlung in die Bundesrepublik ergriffen haben.
9. März 2002 bis 28. März 2002
"Staatssicherheit - Garant der SED-Diktatur"
Die von der "Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik" speziell für die alten Bundesländer konzipierte Ausstellung wurde bereits mit großem Erfolg im Deutschen Bundestag, im Bayerischen Landtag sowie in ausländischen Städten (u.a. Budepest, Tallin) gezeigt.
Fotos, Akten und Dokumente zeichnen ein Bild des berüchtigten Geheimdienstes, der für die SED das wichtigste Instrument zum Machterhalt war.
Während der Öffnungszeit der Ausstellung standen Mitarbeiter der Behörde für Gespräche und Fragen zur Verfügung. Zudem bestand die Möglichkeit, Anträge auf Einsicht in Unterlagen des früheren Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR zu stellen.
Zu der Ausstellung ist ein Begleitband erschienen.
Besondere Vorträge im Rahmen der Führungen vertieften Themen der Ausstellung:
13. März 2002 Frau Tschierschky:
Im Labyrinth der Bestände des MfS
20. März 2002 Frau Oberhack:
Persönliche Akteneinsicht und Decknamenentschlüsselung
27. März 2002 Herr Both:
Erfahrungen beim Umgang mit den Stasi-Akten. Der Konflikt zwischen Datenschutz und Aufarbeitungsinteresse.
27. Juni 2001 bis 1. August 2001
"Das schönste Amt der Welt"
Die bayerischen Ministerpräsidenten von 1945 bis 1993
Eine Ausstellung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs und des Archivs für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung mit Unterstützung der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
Die Ausstellung zeichnet anhand von Dokumenten, vor allem aus politischen Nachlässen, die im Bayerischen Hauptstaatsarchiv und im Archiv für Christlich-Soziale Politik der Hanns-Seidel-Stiftung aufbewahrt werden, das politische Wirken von Fritz Schäffer, Wilhelm Hoegner, Hans Ehard, Hanns Seidel, Alfons Goppel, Franz Josef Strauß und Max Streibl als Bayerische Ministerpräsidenten nach und arbeitet die jeweiligen Schwerpunkte ihrer Politik heraus. Deutlich wird dabei, wie die sieben Ministerpräsidenten die in der Verfassung festgelegte Stellung ihres Amtes in ganz unterschiedlicher Weise ausgefüllt haben, wie der persönliche Stil das Amt, das von Franz Josef Strauß des Öfteren als "das schönste Amt der Welt" bezeichnet wurde, sowie die Regierungen jeweils geprägt hat.
Die kurze Regierungszeit von Fritz Schäffer (28. Mai-28. Sept. 1945) ist vom Wiederaufbau der bayerischen Staatsverwaltung wiederanknüpfend an die Zeit vor 1933 bestimmt; der Regierungsstil von Wilhelm Hoegner (28. Sept. 1945-21. Dez. 1946 und 14. Dez. 1954-16. Okt. 1957) und von Hans Ehard (21. Dez. 1946-14. Dez. 1954 und 26. Jan. 1960-11. Dez. 1962) zeichnet sich durch überparteiliche und staatsmännische Sachlichkeit aus; dynamische Modernisierungsansätze charakterisieren die kurze Ministerpräsidentschaft von Hanns Seidel (16. Okt. 1957-26. Jan. 1960); Alfons Goppel (11. Dez. 1962-7. Nov. 1978) ist als traditionswahrender Landesvater bei vielen in unvergeßlicher Erinnerung, während der mit ihm nicht immer übereinstimmende Franz Josef Strauß (7. Nov. 1978-3. Okt. 1988) in seinen Aktivitäten über die engen Grenzen eines Bundeslandes hinausgriff und in Bayern als überaus volkstümlich-populärer Politiker geschätzt wurde. Max Streibl (19. Okt. 1988-27. Mai 1993) war ein heimatverbundener Ministerpräsident, der in einer Zeit weltpolitischer Umbrüche die Stellung Bayerns und damit der deutschen Länder, aber auch der europäischen Regionen in einem föderal aufgebauten wieder vereinigten Deutschland und in einem künftigen "Europa der Regionen" gesichert wissen wollte.
29. November 2000 bis 19. Januar 2001
"Ansichtskarten erzählen Geschichte.
Die Stadt Posen 1896-1918."
Posen ist eine der wichtigsten polnischen Großstädte. Sie weist in ihrer Gründungsgeschichte und ihrer Entwicklung verschiedene Ähnlichkeiten - bis hin zum Sitz einer Kirchenprovinz und verschiedener Hochschulen und Universitäten - mit Bamberg auf, bietet jedoch in ihrer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung ein typisches Beispiel für die Städte in Polen. In Posen werden sowohl die jahrhundertelange Gemeinsamkeit von Polen, Deutschen und jüdischer Bevölkerung sichtbar, ebenso aber auch die oft schmerzliche Trennung seit der Entstehung der Nationalstaaten und des Antisemitismus. Mit Bamberg besteht seit einigen Jahren ein regelmäßiger Kontakt auf verschiedenen offiziellen und privaten Ebenen.
Hintergrund der Neuaufnahme dieser Beziehungen ist dabei die Auswanderung umfassender Bevölkerungsgruppen aus dem dicht bevölkerten, z. T. verarmten katholischen Hochstift Bamberg seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts, die sich in den während des Nordischen Krieges in Mitleidenschaft gezogenen "Kammerdörfern" im Umland Posens niederließen. Bis weit in das 19. Jahrhundert waren Familiennamen, Trachten, Sprache und Gebräuche bamberger Ursprungs - wenngleich oft in angepaßten Formen - deutlich feststellbar und bis heute verfolgbar. Das Wissen von der Herkunft aus dem fränkischen Hochstift findet in der Brunnenfigur der "Bamberka" in Posen einen sichtbaren Ausdruck.
Mit der Öffnung der Grenzen in Europa wurden die Kontakte wieder enger.
Die Ausstellung zeigt - neben der Herstellung und der Funktion von Ansichts- und Postkarten allgemein und als Mittel der Erinnerungskultur im besonderen - Posen um die Jahrhundertwende in einer Umbruchsituation auf dem Weg zur modernen Großstadt. Deutlich treten dabei auch die unterschiedlichen Sichtweisen und Schwerpunkte der deutschen wie der polnischen Bevölkerungsgruppe hervor, die zusammen mit der sehr großen jüdischen Gemeinde die Stadtbevölkerung bildeten.
Die Ausstellung wurde vom Institut Nordostdeutsches Kulturwerk in Lüneburg, das über einen großen Bestand an Postkarten verfügt, 1997 konzipiert und erstellt. Seitdem ist die Ausstellung in verschiedenen deutschen und polnischen Städten zu sehen gewesen.
Zu der Ausstellung ist ein Katalog erschienen (45,00 DM). Der Eintritt ist frei. Für geschlossene Gruppen können Sonderführungen vereinbart werden.
Die Ausstellung ist Montag bis Mittwoch von 8 Uhr bis 16 Uhr, Donnerstag von 8 Uhr bis 20 Uhr, Freitag von 8 Uhr bis 14.30 Uhr geöffnet; an Samstagen, Sonn- und Feiertagen ist die Ausstellung Nachfragen und Terminvereinbarungen sind über das Stadtarchiv Bamberg jederzeit möglich.
19. Juli bis 27. Oktober 2000
Fotograf aus Leidenschaft und mit Gefühl.
Max Gardill (1914-1987)
Max Gardill hat bereits sehr früh mit der Fotografie begonnen, zunächst jedoch den Beruf des Lehrers ergriffen, gleichzeitig aber schon für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften als Bildberichterstatter gearbeitet. Nachdem er den Zweiten Weltkrieg vom ersten bis zum letzten Tag an verschiedenen Fronten mitgemacht hatte, stand er 1945 vor dem Aus in seinem erlernten Beruf. Er orientierte sich neu; anfangs als Bildberichterstatter für Zeitungen und freiberuflicher Fotograf tätig, betrieb er schließlich auch ein Fotogeschäft, eine Klischeeanstalt und einen Verlag.. 1972 leitete er bei den Olympischen Spielen in München die Pressestelle in der OLympiahalle.
Aus allen beruflichen und persönlichen Lebensbereichen hat Max Gardill eine Vielzahl von Fotos angefertigt: die Themenbereiche umfassen Aufmärsche, Ereignisse, Personen, Gebäude und Werbung und erstrecken sich von Spanien bis Rußland, mit Bamberg natürlich als Schwerpunkt.
Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von 500 Bildern des ca. 300 000 Fotos umfassenden Nachlasses, der von der Familie dankenswerterweise dem Stadtarchiv Bamberg überlassen worden ist und damit der Öffentlichkeit zur Verfügung steht.
Die Ausstellung ist werktags Montag bis MIttwoch von 8 Uhr bis 16 Uhr, Donnerstag von 8 Uhr bis 20 Uhr, Freitag von 8 Uhr bis 14.30 Uhr geöffnet; darüber hinaus ist sie am Sonntag, den 27. Augsut, 24. September und 22 Oktober jeweils von 10 Uhr bis 16 Uhr zugänglich. Der Eintritt ist frei.
Zu der Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
23. September bis 19. November 1999
Räterepublik oder parlamentarische Demokratie -
Die 'Bamberger' Verfassung von 1919
Vom 23. September bis 19. November 1999 war die Ausstellung zu sehen: "Räterepublik oder parlamentarische Demokratie - Die 'Bamberger' Verfassung von 1919"
Aus Anlaß der Verabschiedung der bayerischen Verfassung im August 1919 in Bamberg veranstalteten das Staatsarchiv und das Stadtarchiv Bamberg die gemeinsame Ausstellung "Räterepublik oder parlamentarische Demokratie - Die 'Bamberger' Verfassung 1919". Anhand zahlreicher authentischer Dokumente und Bildquellen wurden Vorgeschichte, Entstehung und Umfeld dieser ersten demokratischen Verfassung Bayerns vor dem Hintergrund der Entwicklung und der Verhältnisse in Bamberg gezeigt.
Die landespolitischen und -geschichtlichen Eckpunkte dieser Entwicklung bilden dabei die Abschaffung der Monarchie, die Revolutionsregierung unter Kurt Eisner, dessen Ermordung, die Flucht der Regierung Hoffmann nach Bamberg und deren Kampf gegen die Räteregierung in München.
Anfragen können an das Stadtarchiv Bamberg oder an das Staatsarchiv Bamberg (Tel.: 0951/98622-0; Fax: 0951/98622-50) gerichtet werden.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der über das Stadtarchiv erhältlich ist (siehe Veröffentlichungen).
17. Juni bis 13. August 1999
Dekorationsmalerei in Franken von der Gründerzeit bis zum 2. Weltkrieg.
Die Firma Mayer & Cie. in Bamberg.
Vom 17. Juni bis 13. August 1999 war die Ausstellung zu sehen: Dekorationsmalerei in Franken von der Gründerzeit bis zum 2. Weltkrieg. Die Firma Mayer & Cie. in Bamberg.
Die schmückende Gestaltung von Bauwerken, Räumen und ihren Einrichtungen mit farblichen Mitteln war ein durch den Bauboom des späten 19. Jahrhunderts gefördertes kulturelles Bedürfnis, das nach dem Zweiten Weltkrieg erlosch. In der Folge wurden nicht nur die Berufsbezeichnungen "Tüncher" und "Dekorationsmaler" aufgehoben, sondern auch die Beseitigung der nun als unschön empfundenen dekorativen Malereien konsequent betrieben; diese Maßnahmen sind längst schon wieder bedauert worden und führen nun mitunter kurioserweise zu einer kopierenden Renaissance der einst als unkreativ verspotteten Neokunststile des Historismus.
Die Ausstellung im Stadtarchiv Bamberg entstand im Zuge einer Inventarisierung des Archivs der Firma Mayer & Cie., die als Bamberger Hofdekorationsmalerfirma im ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ihre Blüte erlebte und in der Stadt, in der Region und auch weit über Franken hinaus Aufträge für Malereien und Restaurierungen erledigte.
Die Präsentation bot einen Querschnitt durch die Tätigkeiten des Unternehmens, wozu neben den dekorativen Kirchen- und Profanbauausstattungen ebenso die Einrichtungen gehörten, die in Zusammenarbeit mit Architekten, Kunstschreinern und -bildhauern entstanden, wie auch die Gemälde und graphischen Arbeiten der z. T. akademisch gebildeten Firmenkräfte.
Während mit den Vorzeichnungen für die 1886/87 in der Oberen Pfarrkirche ausgeführten spätnazarenischen Deckengemälde von Adolf Riedhammer und die 1916 am Haus Fischstr. 1 entstandene Fassadenmalerei von Hans Bayerlein in Bamberg noch erhaltene Werke vertreten waren, dokumentierten vor allem die Entwürfe für dekorative Ausstattungen Zustände, die längst dem Wandel des Zeitgeschmacks geopfert wurden. Beispiele hierfür lieferten die Zeichnungen für die Göttliche-Hilf-Kapelle von St. Gangolf oder die Pfarrkirche Maria-Hilf in der Wunderburg, deren originale, die Architektur ergänzende neogotische Ausmalung schon 1930 verändert wurde. Im Vergleich wurden sowohl Planänderungen als auch Raumfassungen und -einrichtungen verschiedener Zeiten ablesbar. Manche Exponate besitzen den Wert dokumentarischer Raritäten, weil die eigentlichen Bauwerke selbst verloren sind; so ein Entwurf von 1887 für die Aula des Alten Gymnasiums Bamberg, das 1977 einem Neubau An der Universität 5 weichen mußte, oder eine 1890 datierte Zeichnung für die Ausstattung der 1997 abgerissenen katholischen Pfarrkirche Stegaurach, für die es aus der Zeit der Jahrhundertwende keine sonstigen bildlichen Zeugnisse gibt.
Schließlich bot die Ausstellung auch einen Einblick in die Werkstatt der Dekorationsmaler, ihre Arbeitsbedingungen und -methoden.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der über das Stadtarchiv erhältlich ist (siehe Veröffentlichungen).
29. April bis 12. Juni 1998
BAMBERG UND DIE REVOLUTION VON 1848/49
Vom 29. April bis 12. Juni 1998 wurde zur Erinnerung an die Vorgänge vor 150 Jahren eine Ausstellung zum Thema "Bamberg und die Revolution von 1848/49" gezeigt.
Die Ausstellung behandelte die Hintergründe und den Verlauf der Ereignisse in Bamberg anhand historischer Originalquellen aus Bamberger Archiven, Bibliotheken und Museen. Erhebliche politische Bedeutung für die lokale und regionale Entwicklung kam dabei der Zusammenfassung der radikaldemokratischen Forderungen in den "Vierzehn Bamberger Artikeln" vom 4. März 1848 zu, die somit einen der frühesten Forderungskataloge dieser Art in Bayern darstellten. Die Bamberger Kreise um den Advokaten Nikolaus Titus und den Arzt Dr. Heinrich Heinkelmann fanden in weiten Teilen der städtischen Bevölkerung Unterstützung, obwohl das konservative Bürgertum, der Klerus und weite Teile der Handwerkerschaft zwar viele der Forderungen wie Pressefreiheit, Gewissens- und Lehrfreiheit, Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit usw. unterstützten, aber insgesamt am monarchischen Prinzip festhielten.
Die Freiheitsideale, die aus anderen europäischen und deutschen Staaten bereits bekannt waren, die Diskussion einer Reichsverfassung und innerbayerische Vorgänge wie die reaktionäre Politik des Ministeriums Abel, aber auch die Liaison des alternden Königs Ludwig I. mit der Abenteuerin Lola Montez, bildeten dabei ein nahezu untrennbares Geflecht politischer Verwicklungen. Hinzu traten besondere oberfränkische Bedingungen wie Auseinandersetzungen zwischen Bamberger und Lichtenfelser Bevölkerungsteilen, die zeitweis in einen Volkskrieg auszuarten drohten.
Zur Ausstellung ist ein Begleitband mit Katalog erschienen, der mit dem Beitrag von Stefan Kestler und Kai Uwe Tapken "Bamberg und die Revolution von 1848/49. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Freiheitsbewegung im Franken der Vormärzzeit" sowie dem Katalog der ausgestellten Dokumente mit umfangreichen Beschreibungen alle wichtigen Informationen über die Vorgänge von 1848/49 in Bamberg und seinem Umland enthält (siehe Veröffentlichungen).
17. Februar bis 20. März 1998
HANS ERLWEIN
STADTBAURAT IN DRESDEN 1905-1914
1997 jährte sich zum 125. Mal der Geburtstag des Architekten Hans Jakob Erlwein, 100 Jahre sind 1998 seit seinem Dienstantritt als Stadtbaurat in Bamberg (bis 1904; anschließend bis 1914 in Dresden) vergangen. Diese Termine nimmt das Stadtarchiv Bamberg zum Anlaß, in zwei Ausstellungen auf die Ergebnisse von Erlweins Schaffen in Bamberg und Dresden hinzuweisen.
Erlweins Leistungen als Architekt, Organisator und Stadtplaner, die an seinen Bamberger öffentlichen Großbauten abzulesen sind (Schlachthof, Elektrizitätswerk, Luitpold-Schule, Chirurgisches Krankenhaus) trugen ihm hohes Ansehen ein. Gestaltungswillen, Offenheit für die technischen und sozialen Erfordernisse und Neuerungen seiner Zeit (Kanalisation, Verkehrsplanung, Stadterweiterung) und eine immense Arbeitsfülle begründeten seinen großen Einfluß in der Stadt. Die in Bamberg um die Jahrhundertwende geschaffenen Bauwerke und Vorgaben prägen die Stadt in vielen Bereichen noch heute, trotz deren vorherrschenden Charakters als "Barockstadt". Diese Entwicklung ist ohne Erlweins Wirken nicht vorstellbar.
Die Akzeptanz dieses Mannes und seines Schaffens war dennoch nie - und ist nicht - ungeteilt, wozu Erlweins Wesen nicht wenig beigetragen haben mag. Anfeindungen wegen eines als unkonventionell empfundenen Lebenswandels und Vorwürfe um sein dienstliches Verhalten verleideten ihm zusehends das Wirken in Bamberg, von wo er 1904 nach Dresden ging.
Vom 17. Februar bis 20. März 1998 zeigte das Stadtarchiv eine Ausstellung der Stadt Dresden über Erlweins dortige Bauten unter dem Titel: "Hans Erlwein. Stadtbaurat in Dresden 1905-1914". Diese Ausstellung war im Juli 1997 im Lichthof des Neuen Rathauses in Dresden zu sehen.
Zu dieser Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der bei der Stadtverwaltung Dresden erworben werden kann (29,80 DM).
Die Ausstellung "Stadtentwicklung in Bamberg um 1900. Hans Jakob Erlwein (1872-1914)", die bis 8. Februar 1998 im Stadtarchiv zu sehen war, zeigte die Anteile und das direkte Wirken Erlweins in Bamberg als Architekt, Künstler und Organisator und band dies ein in die allgemeine Entwicklung der Stadt; dabei wurde erstmals auch Erlweins Leistung als Leiter und Organisator der Bauverwaltung näher beleuchtet, ebenso aber auch die Auseinandersetzungen, die ihn letztlich zum Verlassen der Stadt brachten.
Zur Ausstellung ist ein Begleitband erschienen, der über das Stadtarchiv erhältlich ist (siehe Veröffentlichungen).